Die Beziehung zwischen Deutschland und Polen ist aktuell stark abgekühlt. Inwiefern dies eine Gefahr für den europäischen Zusammenhalt darstellt, beleuchtete eine Podiumsdiskussion im PalaisPopulaire. Über die Ursprünge des Konflikts, die aktuell brisantesten Spannungsfelder, aber auch Spuren der Versöhnung, die Hoffnung auf eine harmonischere Zukunft geben, gab Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven als ehemaliger Botschafter in Polen und angesehener Experte Auskunft. Unter dem Titel „Dauerkonflikt und Entfremdung? Deutsch-polnische Beziehung auf dem Prüfstand“ hatte die Alfred Herrhausen Gesellschaft gemeinsam mit der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa zu einem öffentlichen Gespräch mit dem ehemaligen deutschen Botschafter in Warschau eingeladen.
In seinem Impulsvortrag erinnerte von Loringhoven daran, dass in keinem Nachbarland die Geschichte so schwer wiege wie in Polen, weil die Dimension der Grausamkeiten in der Nazizeit dort beispiellos gewesen seien. Er betonte aber auch die vielen Schritte der Versöhnung, die nach dem Krieg und besonders nach 1989 beide Ländern gegangen seien und berichtete von der in Polen empfundenen Dankbarkeit dafür, dass Deutschland sich für den EU-Beitritt seines östlichen Nachbarlandes eingesetzt habe.
UNTERSCHIEDLICHE POSITIONEN IN DER MIGRATIONS- UND SICHERHEITSPOLITIK BELASTEN DIE BEZIEHUNGEN
Für die aktuell angespannte Beziehung identifizierte der ehemalige Botschafter mehrere Ursachen. Zum einen nannte er die unterschiedlichen Positionen in der Migrationsdebatte und die anti-deutsche Einstellung der momentan in Polen regierenden PiS-Partei, die gerade in Wahljahren zum Vorschein trete – so wie jetzt mit den Forderungen nach Reparationszahlungen. Zum anderen verwies er auf die unterschiedlichen politischen Reaktionen auf den Ukraine-Krieg. Schon vor dem Krieg habe Polen die Russlandpolitik Deutschlands kritisiert, die zögerliche Haltung Deutschlands zu Beginn der Invasion sei ein weiterer Stressfaktor für die Beziehung gewesen.
ZEITENWENDE AUCH FÜR DIE DEUTSCH-POLNISCHE BEZIEHUNG?
Immer wieder machte von Loringhoven in der Diskussion mit dem Publikum auch deutlich: Es gibt Grund für Optimismus. Jetzt, wo Deutschland die Zeitenwende eingeläutet habe, sei die Grundlage für eine konstruktive politische Zusammenarbeit gelegt. Zudem sei Polen durch seine Frontlage noch wichtiger für Europa. Außerdem sei die Beziehung in den letzten Jahren vor allem auf Regierungsebene konfliktreich gewesen – wirtschaftlich und gesellschaftlich hingegen wüchsen die beiden Länder immer näher zusammen. So gebe es mittlerweile 6.000 deutsche Firmen in Polen und 1.000 polnische Unternehmen hierzulande. Und gerade bei jungen Polinnen und Polen habe er immer eine Zugewandtheit zu Deutschland erlebt, so von Loringhoven. Eine friedliche deutsch-polnische Beziehung sei extrem wichtig, denn angesichts des Krieges bräuchten wir einen starken und einigen Westen.
Das zahlreich versammelte Publikum aus Fachwelt, Fellows der Schwarzkopf-Stiftung sowie interessierter Öffentlichkeit beteiligte sich rege mit Fragen an dem von Michel Wicke moderierten Abend. Unter den Gästen waren auch viele in Berlin lebende Pol:innen. So war vor Ort zu spüren, dass auf gesellschaftlicher Ebene – wie auch vom ehemaligen Botschafter angesprochen – die deutsch-polnische Beziehungen weiterwächst.
Schauen Sie sich den Impuls-Vortrag von Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven online hier an.
Fotos: Bernd Brundert/Alfred Herrhausen Gesellschaft
Die Beziehung zwischen Deutschland und Polen ist aktuell stark abgekühlt. Inwiefern dies eine Gefahr für den europäischen Zusammenhalt darstellt, beleuchtete eine Podiumsdiskussion im PalaisPopulaire. Über die Ursprünge des Konflikts, die aktuell brisantesten Spannungsfelder, aber auch Spuren der Versöhnung, die Hoffnung auf eine harmonischere Zukunft geben, gab Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven als ehemaliger Botschafter in Polen und angesehener Experte Auskunft. Unter dem Titel „Dauerkonflikt und Entfremdung? Deutsch-polnische Beziehung auf dem Prüfstand“ hatte die Alfred Herrhausen Gesellschaft gemeinsam mit der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa zu einem öffentlichen Gespräch mit dem ehemaligen deutschen Botschafter in Warschau eingeladen.
UNTERSCHIEDLICHE POSITIONEN IN DER MIGRATIONS- UND SICHERHEITSPOLITIK BELASTEN DIE BEZIEHUNGEN
Für die aktuell angespannte Beziehung identifizierte der ehemalige Botschafter mehrere Ursachen. Zum einen nannte er die unterschiedlichen Positionen in der Migrationsdebatte und die anti-deutsche Einstellung der momentan in Polen regierenden PiS-Partei, die gerade in Wahljahren zum Vorschein trete – so wie jetzt mit den Forderungen nach Reparationszahlungen. Zum anderen verwies er auf die unterschiedlichen politischen Reaktionen auf den Ukraine-Krieg. Schon vor dem Krieg habe Polen die Russlandpolitik Deutschlands kritisiert, die zögerliche Haltung Deutschlands zu Beginn der Invasion sei ein weiterer Stressfaktor für die Beziehung gewesen.
ZEITENWENDE AUCH FÜR DIE DEUTSCH-POLNISCHE BEZIEHUNG?
Das zahlreich versammelte Publikum aus Fachwelt, Fellows der Schwarzkopf-Stiftung sowie interessierter Öffentlichkeit beteiligte sich rege mit Fragen an dem von Michel Wicke moderierten Abend. Unter den Gästen waren auch viele in Berlin lebende Pol:innen. So war vor Ort zu spüren, dass auf gesellschaftlicher Ebene – wie auch vom ehemaligen Botschafter angesprochen – die deutsch-polnische Beziehungen weiterwächst.
Schauen Sie sich den Impuls-Vortrag von Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven online hier an.
Fotos: Bernd Brundert/Alfred Herrhausen Gesellschaft