Digital Europe 2030 News 18. April 2023

WIRTSCHAFTSVERANTWORTUNG IN DER DIGITALEN DEMOKRATIE

Das Projekt Digital Europe 2030 geht in die dritte Runde. Unter dem Titel “Democracy by Design” nimmt das Projekt die Entwicklung digitaler Technologien in den Blick: Wie und an welchen Stellen müssen Digitalunternehmen demokratische Werte in ihrem unternehmerischen Handeln berücksichtig, sodass digitale Technologien einer starken Demokratie nicht entgegenstehen und am Ende auch einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten? Zu diesem Thema hat sich am 18. April erstmals die interdisziplinäre Expert:innengruppe  zum virtuellen Workshop getroffen.

WO “DEMOCRACY BY DESIGN” ANSETZT

Der Austausch in dem Workshop verdeutlicht: Zwar steht das Thema unternehmerische Verantwortung für die Demokratie bereits in vielen großen Tech-Unternehmen auf der Agenda. Google, Apple, Mozilla oder SAP setzen sich zum Beispiel bereits mit dem Thema Ethik und Verantwortung auseinander.  Zudem können Best-Practices wie beispielweise der Firma Salesforce als Vorbild dienen, die ein eigenes Team für ethische Technologiebewertung und eine wertebasierte Guideline für die Nutzung der eigenen Software durch Kund:innen etabliert hat.

Es gibt aber noch großen Handlungsbedarf, um das unternehmerische Potential im Sinne unserer Demokratie voll auszuschöpfen. Zu den zahlreichen Handlungsfelder gehören beispielsweise das Produktdesign, die interne und externe Partizipation und Mitbestimmung, aber auch bei der Gestaltung der KPIs und von Auditing-Mechanismen kann angesetzt werden.  

EIN TOOLKIT FÜR DIGITALUNTERNEHMEN

Um dieses Potential zu fördern und noch besser nutzen zu können, haben wir die interdisziplinäre Expert:innenrunde aus Digitalbranche, der Civic- und GovTech-Szene und der Wissenschaft einberufen. So gehören zum Beispiel die AI-Expertin Julia Reinhardt, die sich als Senior Fellow der Stiftung Mercator am AI Campus Berlin mit der Regulierung künstlicher Intelligenz auf EU-Ebene und der Umsetzung durch Firmen beschäftigt, aber auch der Chief Digital Officer des Bundeskanzleramts, Frederik Blachetta, zur Expert:innengruppe.

Ziel ist es, in der dritten Projektphase „Democracy by Design“, ein Online-Toolkit zu entwickeln, das sich an die Mitarbeiter:innen der Digitalunternehmen richtet. Mit Hilfe des Toolkits soll erstens das Bewusstsein in Unternehmen geschärft werden, sich selbst als demokratischer Akteur zu begreifen. Zweitens sollen Unternehmen animiert werden, sich mit den Potenzialen und Risiken ihrer eigenen Geschäftsmodelle für unsere Demokratie auseinanderzusetzen. Und drittens sollen über Best-Practice-Beispiele konkrete Handlungsfelder für demokratiefördernde Geschäftsmodelle aufgezeigt werden.

TECHNIK UND WIRTSCHAFT MIT DEMOKRATIE VERBINDEN

Was muss ein solches Toolkit also leisten? In dem Seed-Workshop haben die Expert:innen vor allem zwei Anforderungen definiert:

Zum einen sollte das Toolkit anschlussfähig an die Unternehmenswelt sein und ist besonders erfolgreich, wenn man es schafft, neue Prozesse in Unternehmen zu starten, die über Selbstreflektion hinaus gehen und zu konkreten Veränderungen führen. Beispielsweise ein Gremium einzurichten, um die Auswirkungen des Produkt- oder Dienstleistungsdesigns auf die Gesellschaft zu reflektieren.

Zum anderen sollte das Toolkit Menschen, die Technologie entwickeln, vergegenwärtigen, dass sie eine wichtige Rolle für unsere Demokratie spielen und dass sie verantwortungsbewusst handeln müssen, um unsere Demokratie zu schützen.  Denn aus den Hintergrundgesprächen im März und April mit unseren Expert:innen ergab sich, dass trotz der Regulierungen auf EU-Ebene und den damit verbundenen Debatten es noch nicht flächendeckend in den Unternehmen im Bewusstsein angekommen ist, welchen Effekt die Digitalwirtschaft auf die Gesellschaft hat.

So leistet das Toolkit einen Transfer, da es technische und wirtschaftliche Lösungsansätze mit gesellschaftlichen Normen und demokratischen Werten, wie beispielsweise Fairness, Nachvollziehbarkeit und Selbstbestimmter Kontrolle, verknüpft. In den folgenden Monaten wird das pre-finale Toolkit einem Nutzer:innentest unterzogen und mit internationalen Expert:innen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert, unter anderem auf dem Copenhagen Democracy Summit am 15. und 16. Mai in Kopenhagen.

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf unserer Webseite.